Als ich das erste Mal mit den Kindern von La Saline, dem Slum am Hafen von Port au Prince in Berührung kam, fiel mir ihre unglaubliche Neugier auf. Sie malten auf die verstaubten Autofenster und warteten darauf, dass endlich die Türen geöffnet würden, gespannt darauf, ob wohl etwas für sie drinnen wäre.
Jedes Mal, wenn ich von der Hafenzufahrt nach La Saline, dem ehemaligen Salzlager der Kolonisatoren einbiege, werde ich von diesem emsigen Leben und Treiben begrüsst und es nimmt mich komplett gefangen. Besonders die Kinder sind es ja, die reinste Begrüssungstiraden ablassen und darauf hoffen, dass ihnen irgend etwas mitgebracht wird.
Die Kinder von La Saline haben ja nur Steine, kaputte Geräteteile und Reste von Verpackungsmaterial, das ihnen als Spielzeug dient. Hat mal eines von ihnen ein rchtiges Spielzeug, z.B. ein kleines Plastikauto, dann wird es bestaunt, herumgereicht und jedes möchte auch mal damit spielen.
Aber eines haben alle im Übermass und das ist Hunger. Das grösste Problem ist die hohe Arbeitslosigkeit der Familienväter, die von irgendwoher irgendwas zum Essen herholen müssen.
Da gab es einen Pastor Samson Joseph von der Baptistengemeinde in La Saline, der hatte einen Nebenberuf bei einer Versandfirma, die ihm ein regelmässiges Einkommen bescherte. Und was machte dieser Pastor Joseph, er unterstützte die ganz armen Familien und sorgte dafür, dass sie zu essen hatten. Dafür gingen sie zuhauf in seine Baptistenkirche, d.h. nicht seine Kirchgemeinde bezahlte ihn, sondern er unterstützte seine Gemeindemitglieder.
Das ging solange gut, bis das Erdbeben am 12. Januar 2010 kam und seine Kirche einstürzte. Aber Pastor Joseph, der selbst bei dem Erdbeben verletzt wurde, unterstützte die armen Leute weiter und nahm jetzt sogar Kinder von La Saline in den Steingarten seines Privathauses im Stadtteil Delmas auf, die ihre Eltern verloren hatten. Weil aber die Stadt in Schutt und Asche lag, hatte er plötzlich keine Arbeit mehr und lebte von seinen Ersparnissen.
In dieser Stunde der höchsten Not, drei Tage nach dem Erdbeben, kam Hilfe von ausserhalb aus der Dominikanischen Republik. Es war wie ein Wunder. Ich hatte soeben über eine befreundete Hilfe-Partnerin von einer Familienstiftung in Erlenbach in der Schweiz eine grössere Summe erhalten mit der Massgabe, eine Suppenküche einzurichten und elternlosen Kindern ein Zuhause zu geben.
Bei meinem erstes Zusammentreffen mit Pastor Samson Joseph war auch Dra. Junette Joseph, seine Schwester mitgekommen. Sie hatte per Telefon davon gehört, dass ich einige Kisten Medikamente und Verbandsmaterial zur Wundversorgung mitgebracht hatte. Schnell hatte sie mich überzeugt, noch selbigentags auf der Plaza Santa Anna bei der gleichnamigen eingestürzten Kirche Verletzte zu betreuen. Ich übergab ihr alles und sie organisierte mit Jodny, dem Bruder meiner Raymonde, den ich kurzerhand zu meinem Stellvertreter ernannt hatte, die weitere Aktion auf dem genannten Platz unweit des Präsidentenpalastes.
Als ich dann nachmittags so plötzlich mit Raymonde in Pastor Josephs Steingarten stand, Kinder mit den Steinen spielten und dann in einem grossen Hauszelt die 48 Kinder mit Essen versorgt wurden, kamen mir ganz unwillkürlich die Tränen. Es war eine Stunde, die ich nie mehr vergessen werde. Ich ging von einem zum anderen Kind, gab jedem die Hand und schaute in seine Augen. Es waren bewegende Minuten.
Ohne weiteres Suchen konnte ich sofort und während der folgenden Hilfseinsätze meine Erdbebenhilfe 1:1 umsetzen, eine Suppenküche einrichten, ein Projekt ‚Dach über dem Kopf’ realisieren, einen Stromgenerator installieren und das Projekt ‚Jardin des Enfants’ verwirklichen.
Was ich auch tat, überall waren es die Kinder, die als erste und überhaupt am meisten von unserer Haiti-Hilfe profitierten. Eine Suppenküchen-Mannschaft war umgehend einsatzbereit und es wurde am Morgen Kaffe und Brot ausgegeben.

trinken und sie tun es mit Begeisterung.
Am Mittag gibt es meist Reis mit ein wenig Fleisch und Sosse, das traditionelle Gericht auf der ganzen Insel Hispaniola oder Suppe mit Einlage, z.B. Auyama, eine wunderbar duftende Suppe aus der kartoffelähnlichen Auyama-Knolle.
Anfänglich drängelten sich die Kinder und schubsten, jedes wollte zuerst dran kommen. Mit der Zeit hat sich das dann eingespielt und es bildete sich eine mehr oder weniger geordnete Schlange.
Es ist ja schon ganz erstaunlich, dass sich fast nur die Kinder anstellen, um Kaffee, Suppe oder Reisgerichte zu holen. Ich bin aber sicher, dass auch die Erwachsenen zuhause davon mitbekommen.
Im Bewusstsein, dass ich dies alles nur mit der Hilfe von Freunden in der Schweiz tun konnte, hoffte ich, dass diese Hilfe auch weitergehen möge.
Aber es kam anders. Der für die Hilfszusage verantwortliche Freund in der Schweiz hatte im März 2010 einen sehr schweren Skiunfall und die anderen Stiftungsmitglieder hatten andere Prioritäten in der Familienstiftung. Die weitere Hilfe für das Gesamtprojekt wurde nach einer nochmaligen Spende gestoppt. So stand ich nun da mit Pastor Joseph, seiner Schwester Dra. Junette Joseph und den 48 Kindern und hatte die traurige Aufgabe, dies nicht nur Pastor Joseph, sondern auch den Kindern bekannt zu geben. Es war eine meiner traurigsten Aufgaben und für das Engagement von Pastor Joseph eine herbe Enttäuschung. Seitdem bin ich auf die Hilfe von Einzelspenden angewiesen.
Bis auf 10 Kinder wurden alle Kinder bei befreundeten Familien untergebracht. Für diese 10 Kinder aber musste eine Lösung gefunden werden. Gemeinsam mit meiner Hilfe-Partnerin in der Schweiz suchte ich eine Lösung mit einer Frauengruppe. Sie setzte sich energisch ein und brachte sechs Patenschaftsfamilien zusammen, die je ein Kind übernehmen wollten. Für die restlichen vier Kinder stand eine Lösung in Aussicht. Allerdings wünschte man von mir, dass sich die Kinder in einer Video-Botschaft zum Kennenlernen und zum Entscheid für je eines der Kinder selbst vorstellen sollten. Ich war überglücklich und organisierte umgehend am 15. Juni 2010 meine fünfte Hilfsfahrt, um die weitere Zukunft der 10 Kinder in die Wege zu leiten.
Während dieser fünften Hilfsfahrt konnte ich bei einer Messe mit dem inzwischen erkrankten Pastor Joseph in einem Behelfszelt auf dem Areal der eingestürzten Kirche in La Saline dabei sein, wobei auch die 10 Waisenkinder in der Messe mit zugegen waren. Anschliessend fuhren wir zum Steingarten von Pastor Joseph und ich erklärte den glücklichen Kindern, dass sie neue Pateneltern erhalten und inskünftig von einer Patenschaftsgruppe aus der Schweiz betreut würden. Sie haben sich alle der Reihe nach vorgestellt, wobei das Jüngste 3 Jahre und das Älteste 9 Jahre alt war.
Es war eine ergreifende Zeremonie, wie sich die Kinder einzeln vorstellten. Sehr bewegend ist hierbei die Videobotschaft von Baptistenpastor Samson Joseph. Es war mein letzter Kontakt mit ihm. Seine Videobotschaft kann moderiert angefordert werden bei hajoba@gmail.com
Pastor Joseph ist Anfang September 2010 an seiner schweren Krankheit gestorben.
Pastor Joseph ist Anfang September 2010 an seiner schweren Krankheit gestorben.
Patenschaften für Kinder in Not
Es wurde in der Folge immer schwieriger, Spendengelder für Haiti zu erhalten. Weil mir aber das Los der Kinder besonders am Herzen liegt, suche ich nach Pateneltern für besonders bedürftige Kinder in La Saline, dem Armenviertel am Hafen von Port au Prince. Einige Kinder haben ihre Pateneltern bereits gefunden, andere warten noch auf Menschen mit Herz.
http://www.facebook.com/pages/Kinderdorf-La-Saline/116749478364091?ref=sgm
http://www.facebook.com/pages/Kinderdorf-La-Saline/116749478364091?ref=sgm
Madame Roseline hat nun bereits Pateneltern für ihre fünf Kinder. Sie lebten unter absolut miesesten Bedingungen im durchnässten Keller ihres eingestürzten Hauses. Ihr Familienleben fand auf der Strasse statt. Von den fünf Kindern sind die jungsten Kinder Zwillinge und werden noch von der Mutter gestillt. Die Pateneltern von Roseline's Kinder sind in einer Patenschafts-Community vereinigt. Diese Community ist nicht öffentlich, sondern der internen Kommunikation vorbehalten. Herzlichen Dank an die fünf Pateneltern.
Patenschaften funktionieren ja so, dass die Patenschaftsbeiträge nicht an die Familie gehen, sondern an die zentrale Suppenküche. Dadurch ist sichergestellt, dass die Kinder ihre täglichen Mahlzeiten erhalten. Dass die Kinder auch ihren Eltern Essen mit nach Hause bringen, ist durchaus erwünscht.
Dann brach am 21. Oktober 2010 die Cholera am Artibonitefluss in Haiti aus. Mir war sofort klar, dass sie sich im ganzen Lande verbreiten würde. Als Gegenmassnahme suchte ich den vorbeugenden Schutz in Form von Hygienemassnahmen, zu denen insbesondere Essen und Trinken gehören, also Verstärkung der Suppenküche, die ja die ganze Zeit mit wenigen Unterbrechungen weitergelaufen war.
Es sind ja insbesondere die Kinder, die der Cholera weniger Widerstand entgegensetzen können und bei Ausbruch rasch dehydrieren und sterben.
Im Armenviertel La Saline am Hafen von Port au Prince gibt es noch viele Familien, die unter erbärmlichen Verhältnissen und absolut schlechter Hygiene ihr Dasein fristen. Die Arbeitslosigkeit liegt nahe bei 100% und die Arbeit der Familienväter besteht darin, irgendwo etwas Essbares zu organisieren.
Eigentlich sollte Arbeit generiert werden, aber es muss solange Familienhilfe geleistet werden, bis eine neue Regierung genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stellen kann. Und daran müssen sich auch die Erwachsenen beteiligen.
Die Kinder können ja nichts dafür, weshalb ich mich genötigt fühle, in der Kinderhilfe weiter zu arbeiten. Bitte sehen Sie sich diesen Blogspot ‚Patenschaften für Kinder in Not’ noch einmal an und lassen Sie Ihr Herz sprechen:
Die Kinder können ja nichts dafür, weshalb ich mich genötigt fühle, in der Kinderhilfe weiter zu arbeiten. Bitte sehen Sie sich diesen Blogspot ‚Patenschaften für Kinder in Not’ noch einmal an und lassen Sie Ihr Herz sprechen:
Und wenn Sie jetzt den Wunsch verspüren, eines der Kinder zu unterstützen mit einem Betrag ihrer Wahl über 20 Euro, dann teilen Sie mir dies bitte mit unter
hajoba@gmail.com
Alle Pateneltern schicken ihren Patenschaftsbeitrag per Western Union nach Haiti. So kommt das Geld direkt dort an, wo es gebraucht wird für Essen und Trinken Ihres Patenkindes.
hajoba@gmail.com
Alle Pateneltern schicken ihren Patenschaftsbeitrag per Western Union nach Haiti. So kommt das Geld direkt dort an, wo es gebraucht wird für Essen und Trinken Ihres Patenkindes.
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